Am 07. August 2010 fahren wir und mit uns viele andere Schiffe 5.30 Uhr mit Einsetzen der mitlaufenden Strömung in den
Cape Cod-Canal
wo wir bei 7 kn Fahrt unser Frühstück unterwegs genießen. Mittags fällt der Anker vor
Provincetown
Wir schlendern durch das Städtchen und es dauert eine Weile, bis es uns endlich dämmert: Massage-Salons mit knalligen Werbefotos, auffällige Gestalten stehen
Schlange für Karten zum Tanztee, smarte Boys überall Hand in Händchen … wir sind in einer Hochburg der Schwulen gelandet – aber die sind ja bekanntlich sehr nett.
Wir stöbern in einem Altwarenladen mit militärischem Inventar: alte Armeebestände weltweiter Herkunft, Geschirr von Fluglinien, tschechische Geschirrtücher, Tischwäsche (Leinen) aus der DDR – eine
Fundgrube und sehr unterhaltsam!
Dann geht’s noch zum Supermarkt und mit 30 Büchsen Bier in Klaus´ Rucksack zurück zum Anleger vom Wassertaxi.
Am nächsten Tag wollen wir noch zur „Tankstelle“ – ein niedriger Anleger für 2-3 kleine Motorboote, die Tanksäulen stehen oben (ca. 3-4m über uns), wo ein freundliches ältliches Männchen ansagt,
wie´s geht: der grüne Schlauch ist für Diesel, den man dann selbst einfüllen muss; das Geld wird in einem Eimer hochgezogen …
Inzwischen drückt uns der Wind gegen den Steg, so dass wir nur mit Hilfe eines kräftigen Motorbootes wegkommen - na also, es geht doch alles!
Draußen am Cape Cod um die Ecke erwartet uns die Hölle: ablaufendes Wasser und 25 kn Gegenwind produzieren ein sagenhaftes Gebräu von Wellen, Brechern und Kreuzseen …
Nachdem wir die Landzunge umrundet haben, wird es zwar besser, aber ohne Motor geht wieder gar nichts. Wir quälen uns durch die Nacht und erreichen im Morgennebel
Cape Elisabeth /Main– endlich sind wir da!
8.00 früh fällt der Anker in der Seal Cove, die ihrem Namen alle Ehre macht, denn beim sonnigen Frühstück taucht neben
dem Boot ein Seehund auf.
Am nächsten Morgen starten wir mit Ziel
Portland / Casco Bay
Wir mieten uns für 2 Tage in der “Sunset Marina” ein (75,-Dollar !!!) , aber Waschmaschine mit warmem
(!) Wasser, Trockner …alle Tanks voll Wasser – mit den Fahrrädern auf zur Plünderung des Supermarktes – das sind so die kleinen Freuden des Seglers auf Langfahrt !
Am 11. August 2010 erreichen wir
Cliff-Island
Wir ankern gleich rechts um die Ecke vor dem Strand. Am nächsten Vormittag machen wir einen Spaziergang und finden ein „unverdorbenes“ Fischerdorf. Kaum unterwegs, nimmt uns eine freundliche
Pickup-Fahrerin mit zum Fähranleger, denn die Ankunft der Fähre soll die Attraktion des Tages auf der Insel sein. Dort gibt es in einer kleinen Imbiss-Bude auch endlich Lobster (die amerik. Lobster kennen wir in Deutschland als Hummer) – zunächst als Sandwich,
aber sehr lecker. Auf dem Weg zurück finden wir Fotomotive ohne Ende, so auch ein Schild: „We sell Lobster - fresh Catch!“ – aber erst 16.30 Uhr. Wir bestellen 2 Stück; nachdem wir sie nachmittags
abgeholt haben, dürfen sie noch kurz am Strand zum Fototermin herumkrabbeln, aber dann beginnt auf dem Boot die Lobster-Orgie: im größten Topf wird Seewasser gekocht, da hinein kommen die
Tierchen, die sofort rot werden. Mit Seewasser abschrecken und auspellen, dann zu diversen Köstlichkeiten weiterverarbeiten: in Butter und Knoblauch schwenken, mit Käse überbacken, Lobster-Cocktail
im Stielglas zu frischem Weißbrot und einem Glas Wein …
Am Freitag, dem 13. August 2010 haben wir erst mal Frühnebel – passt doch zu Main !Aber gegen Mittag fahren wir weiter nach
Seguin Island
Gegen 17.00 hängen
wir uns an die Boje der Coast Guard (das ist erlaubt, aber bei wenig Wind scheppert die Boje gegen das Boot –ankern kann man aber dort nicht).
Wir paddeln schnell noch an Land, nicht ahnend, dass ein in zweierlei Hinsicht einfühlsames Erlebnis auf uns wartet.
Mit dem Leuchtturm hat es eine besondere Bewandtnis: er ist der älteste Amerikas und wurde auf Parlamentsbeschluss von G. Washington gebaut. Noch heute ist das originale optische System von Fresnel
installiert und intakt. Als die United States Coast Guard das Linsensystem demontieren und ins Museum bringen wollte, haben die „Friends of Seguin Island“ das mit einer Petition mit 7000
Unterschriften verhindert. Ganz stolz führt uns France überall herum, die mit ihrem Mann gerade „Dienst“ hat und 3 Monate lang Leuchtturm sowie Museum betreut. Wir klettern die eiserne
Wendeltreppe hinauf, bewundern das Linsensystem, umrunden den Turm auf schmalem Steg mit niedrigem Geländer und genießen die herrliche Aussicht auf die Insel und die Umgebung.
Als France erfährt, dass wir mit dem Segelboot aus Europa gekommen sind, möchte sie uns gerne etwas Gutes tun und führt uns zu ihrem privaten Kräuterbeet, wo wir uns nach Herzenslust bedienen dürfen:
Zucchini, Sellerie, Schnittlauch, Basilikum und andere Kräutlein wandern auf unser Boot und bereichern unseren Speisezettel über mehrer Tage. Zum Abendbrot gibt es gleich Zucchinigemüse mit Knoblauch
und Kräutern, ein saftiges Rindersteak und unterwegs gebackenes leckeres Weißbrot – und natürlich ein Bierchen.
Am nächsten Vormittag nutzt Klaus den ruhigen Platz an der Boje und nimmt den Maschinenraum auseinander, um herauszufinden, warum vom Motor kein Strom auf die Batterien kommt – ein gebrochenes Kabel
ist der Übeltäter!
Nachmittags fahren wir noch 24 Meilen weiter nach
Burnt Island
Unterwegs bewundern wir Robbenfamilien, die sich auf Felsen sonnen. Über
Long Cove erreichen wir Rockland /Penobscot Bay
wo wir uns vor der „Landings Marina“ an eine Boje legen (30,-$). Wir beobachten das Treiben auf den großen Fischtrawlern ganz dicht neben uns und amüsieren uns über die vielen Robben, die überall
neugierig aus dem Wasser gucken.
Kurzer Weg mit dem Dingi zur freundlichen Marina: prima Sanitäranlagen, Laundry, Gaststätte nebenan, Supermarkt um die Ecke (zurück mit Taxi, denn unseren Proviant für die nächsten Wochen können wir
nicht alleine tragen).
Am 19. August füllen wir noch mal Wasser in alle verfügbaren Behälter und dampfen dann ab in Richtung Inselwelt gegenüber.
Vinalhaven Island
erreichen wir nach 3 Stunden Nebelfahrt und sind zunächst entsetzt: alles vollgebaut bis zum Ufer, überall Bojen und Kähne … das ist gar nicht nach unserem Geschmack. In der
Carver Cove
einer abgelegenen schönen Bucht finden wir aber dann doch noch ein gemütliches Plätzchen und sind zufrieden. Bei Seelachs, Kartoffelsalat und gebratenen Zucchini lassen wir den Tag ausklingen – als
Verdauer genehmigen wir uns noch einen Kanadischen Whisky namens „Mist“ =Nebel das passt doch.
Die nächsten 5 Tage verbringen wir in der nahe gelegenen
Seal Bay
Hier sind wir endgültig in Main angekommen.
Dicht bewaldete felsige Inselchen um uns herum, bei ca. 3 m Gezeitenunterschied kommen nach und nach kleine Sandstrände heraus, Inseln „wachsen zusammen“, Sonne und herrliche Spiegelungen im
glasklaren Wasser, Natur pur – Herz, was willst du mehr …
Wir touren gleich mal zu einem Strand und klettern auf den Felsenufern rum, entdecken Muscheln ohne Ende, die bei Ebbe einfach abgepflückt werden können.
Am nächsten Tag kommt der Katamaran „Belena“ mit Benno und Marlene um die Ecke. Bei einer Begrüßungsrunde mit leckeren Snacks plaudern wir ausführlich und freuen uns, mal wieder Bekannte zu treffen.
Nachmittags geht’s mit Eimern, Messern und Bürsten gemeinsam zum Muscheln-Sammeln. Gleich vor Ort wird das Gröbste abgeputzt und gründlich abgespült. An Bord kommen die Muscheln in einem großen Topf
mit Meerwasser auf den Herd, beim Kochen gehen auch alle auf. Inzwischen wird eine köstliche Marinade aus Brühe, etwas Öl, Knoblauch, Kräutern und Zitrone bereitet, die über die abgetropften Muscheln
gegossen wird. Dazu gibt es Nudeln – alles oberlecker!
Dann kommt mal ein trüber Tag, wir beobachten eine Waschbären-Familie am Ufer und sehen weiter „draußen“ Schaumkämme und wilde See. „Belena“ reist ab in Richtung Norden, wir bleiben noch einen
weiteren kühlen und regnerischen Tag hier. Wir holen uns noch mal Muscheln, braten sie diesmal mit Gemüse in der Pfanne und genießen sie mit Reis.
Nun wollen wir aber doch weiter. Bei Wind, Wellen und Regen machen wir eine 14 Meilen Slalomfahrt durch die Hummerbojen nach
North Haven Island in die Bucht Pulpit Harbor
wo wir bei strömendem Regen vor dem Bojenfeld ankern (die Bojen sind alle privat).
Inzwischen haben wir den 26.08.2010.
Heute sieht alles ganz anders aus, bei Sonnenschein begeben wir uns mit 4 Müllbeuteln zum Public Landing, aber dort gibt es keinen Container. Bis zum Ort North Haven sind es 4
Meilen. Kaum sind wir auf der Piste, schon hält ein Auto mit einer freundlichen Oma (Georgia), die mit ihrem Enkel(Georg) unterwegs ist und uns mitnehmen will. Wir haben Hemmungen, mit unserem
„Gepäck“ einzusteigen, aber das ist für sie kein Problem. Georgia ist ganz aus dem Häuschen und fragt uns aus, wobei ihre Begeisterung immer mehr zunimmt. Im Ort lässt sie uns aussteigen und nimmt
unsere 4 Müllbeutel mit nach Hause.
Wir sind in einem sehr urigen Fischerdorf gelandet, stöbern in einer riesigen „Werkstatt“ (eher ein Museum) herum, durchschnüffeln die kleinen sehr ansprechenden Souvenir- und Kunstläden … und landen
in der öffentlichen Bibliothek. Hier können wir ungestört unsere EMails lesen und beantworten. Zur Mittagszeit sagt die freundliche Dame, die jetzt zum Lunch geht: kein Problem, ihr könnt bleiben
solange ihr wollt, wenn ihr rausgeht, zieht aber die Tür ordentlich zu! Wir können es wieder mal kaum fassen.
In einem kleinen Imbiss verputzen wir noch je ein Krabben- und Lobster-Roll und bewegen uns langsam in Richtung Liegeplatz. Nach kurzem Fußmarsch hält ein junger Mann an (langsam erwarten wir so was
schon automatisch), nimmt uns mit zum Grocery-Stor , ist ebenfalls begeistert von unserem Unternehmungsgeist und bringt uns mit den Einkäufen dann noch zum Bootsanleger. Hier wimmelt es also von
hilfsbereiten Engeln.
Jetzt noch schnell zu schwimmenden Lobster-Verkauf, wo uns der Fischer zwei schöne Tierchen aus dem ganzen krabbelnden Haufen raussucht – sie sind etwa 7 Jahre alt, wenn sie die entsprechende Größe
haben – unglaublich, für 12,-$.
Das Abendessen ist also gesichert (und der Lobster-Salat für morgen auch).
Gegen 8.00 Uhr abends gibt es dann noch ein bisschen Action! Windböen, Regen und Flut drücken uns mit dem Heck gegen eine Boje, die sonst immer vor uns lag. Also Regenjacken an (waren gerade
trocken), Taschenlampen raus, Decksbeleuchtung und Motor an, Heidi zur Ankerwinsch – bei 6 m fini: Anker hängt am Grund fest. Nach einigem Hin und Her kommt der Anker – na bitte! Boje fangen –
fertig. Jetzt haben wir uns wohl einen Whisky verdient, oder ist da jemand anderer Meinung?
Auf zu einem weiteren landschaftlichen Highlight, das wir ein paar Meilchen weiter auf
White Island
finden. Mittags kommen wir bei Hochwasser an und ankern inmitten von vielen kleinen Felseninselchen. Gegen Abend – bei Niedrigwasser – liegen wir in einer Schlucht, umgeben von Felsblöcken,
Sandbänken und „neuen“ Inseln … so eine große Veränderung des Umfeldes haben wir noch nicht erlebt.
Nächste Station ist dann
Hurricane Island
wo wir uns an eine Boje legen. Wir nehmen Picknick mit und starten gleich zur Erkundung der Insel. Leider erinnern an das „Überlebens-Camp“ für Jugendliche (aus den 60-iger Jahren) nur noch im Wald verstreute Holzhütten. Wir wandern durch den dichten Wald, finden Süßwasserseen und einen alten Granit-Steinbruch mit See. Überall stehen überwucherte und verrostete urtümliche Maschinen herum, die an längst vergangene Zeiten erinnern (die Insel wurde 1915 verlassen) Wir sammeln Himbeeren und Brombeeren.
Zurück in
Rockland (29.8. – 02.09.2010)
nehmen wir nochmal eine Boje vor der „Landings Marina“, wo wir im Internet mit Schrecken erfahren, dass sich Hurricane „EARL“ auf die nördliche USA-Küste zu bewegt! Was jetzt tun? In der großen
offenen Bucht wollen wir nicht vor Anker oder an einer Boje bleiben. Also noch schnell Wasser und Lebensmittel bunkern und weg … leider wird unsere Flucht nach 10 Meilen vereitelt, denn wir müssen
notankern, da der Schalthebel vom Getriebe total blockiert ist und wir somit manövrierunfähig sind. Erkenntnis: ein neues Teil muss her. Da wir kein Telefon haben, rufen wir über Kanal 16 die Coast
Guarde, die uns mit unserer amerikanischen Bootsversicherung verbindet, die wir gleich in Florida abgeschlossen hatten. Nun muss sich zeigen, was deren Versprechungen wert sind. Tatsächlich
schicken sie ein kleines rotes Power-Boot mit gelber Schrift „TOW Boat U.S“. 225 Pferdchen ziehen uns in rasendem Tempo mit rauschender Heckwelle quer durch alle Bojenfelder die 10 Meilen zurück nach
Rockland in die Marina „Journey´s End“ – tja, da wären wir wieder. Und das alles mit „EARL“ im Nacken! Der Spaß hätte ohne Versicherung über 900,- $ gekostet.
Jetzt beginnt unser Hurricane-Krimi:
Um uns herum herrscht hektische Betriebsamkeit, in Erwartung des Hurricane werden pausenlos Boote mit dem Kran aus dem Wasser geholt und an Land abgestellt. Der neue Schalthebel muss
bestellt werden, soll aber morgen eingebaut werden.
Inzwischen überlegen wir, wo wir „EARL“ abwettern können-wollen-sollen …? Über Funk, Internet, Wetterkanäle in den Kneipen verfolgen wir die Entwicklung. Sollen wir das Boot verlassen und an Land
gehen? Die Aussichten für ein Boot an einer Boje sind nicht verlockend: hält die Boje? Was ist mit anderen Schiffen, umherfliegenden Teilen, herumschwimmendem Zeug? Wird das Wasser wie bei einem
Tsunami aus der großen Bucht gezogen? Zudem gibt es keine bezahlbaren Unterkünfte mehr im Ort, man bietet uns ein Zimmer ohne Fenster für 114,-$ an! Wir holen uns Rat bei den Einheimischenund finden
Hilfe bei der stattlichen und resoluten Wirtin einer Pension. Die Dame ist eigentlich die Kapitänin der Windjammer-Yacht „Stephen Taber“, die wir unterwegs gut vertäut in einer geschützten Bucht
schon bewundert haben. Wir sollen in das Hurricane Hole nach Pulpit Harbour fahren und abwarten.
Aber wann kommen wir hier weg? Am nächsten Morgen erscheint pünktlich ein Monteur, kann aber zunächst eine Tüte mit wichtigen Teilen nicht finden - das kann doch nicht wahr sein!? Gegen Mittag ist
dann doch alles erledigt, aber da steigt beim Aufräumen und Saubermachen die 12 Volt-Stromversorgung aus - langsam reicht es aber! Also in rasender Eile Sicherungen überprüfen inklusive
Holzverkleidungen ab- und wieder anschrauben usw. Klaus bringt es wieder zum Laufen, schließlich lauert „Earl“ auf uns, dem wir nicht ohne Licht, Computer, Funk … entgegentreten wollen. 15.00
können wir endlich abdampfen, nach 2 Stunden sind wir am Ankerplatz
Pulpit Harbour (03.09. -06.09. 2010)
und es sind sogar noch Bojen frei! Aber kann man daran einfach festmachen? Es beginnt ein wahrer Bojen-Marathon. Aus den unterschiedlichsten Gründen haben wir bis zum nächsten Mittag sage und
schreibe 9 x die Boje gewechselt, bis wir entnervt an die erste zurückgehen, die wir wegen der total verfitzten Leinen gestern nicht wollten; heute machen wir uns die Mühe und entwirren das Knäuel.
Wenn es stimmt, was unser Nachbar sagt, kommt dieser Besitzer nicht auch noch, um uns wegzujagen – er soll verstorben sein!
Am Ende fällt das Katastrophen-Protokoll zu unserer Zufriedenheit ziemlich dürftig aus: „Earl“ dreht ab und zieht an uns vorbei. Trotzdem haben wir in der Nacht schlecht oder gar nicht
geschlafen, immer in Erwartung, dass es gleich los geht … Wir hatten sogar Dokumente und einige wichtige Unterlagen in eine wasserdichte Tonne gepackt.
Nachdem wir uns einigermaßen erholt haben, wollen wir nun endlich mit einiger Verspätung den Rückweg antreten, aber der Wind weht jetzt aus Südwest – und genau dahin wollen wir; da backen wir eben
einen Marmorkuchen, schicken Mails ab … Am Abend würfeln wir bei einem Gläschen Rotwein und planen die nächsten Etappen. Langsam beschleicht uns das Gefühl, dass wir es kaum schaffen werden,
rechtzeitig nach Washington zu kommen, damit Heidi ihren Flug am 27. September nach Deutschland erreicht. Es liegen noch gut 600 sm vor uns. Wir könnten einen großen Schlag auf dem offenen Atlantik
südwärts machen, aber die Wetterlage hält uns davon ab.
Obwohl wir (heute und auch in den nächsten Tagen) keinen Wind zum Segeln haben und eine hässliche Welle Ungemütlichkeit verheißt, kämpfen wir uns durch nach Burnt Island und am
nächsten Tag weiter nach
Seguin Island
wo wir an einer Boje der Coast Guard festmachen. Bei regnerischem Wetter haben wir hier zwei herzerfrischende Erlebnisse: beim Frühstück staunen wir nicht schlecht, als durch den Nieselregen ein
rotes Schlauchboot angepaddelt kommt – es ist France, deren Zeit als Leuchtturmwärterin, Museumsführerin und Gärtnerin zu Ende ist – sie wird heute mit ihrem Mann ans Festland zurückgeholt. Die
Freude über das unverhoffte Wiedersehen ist groß und wir verabschieden uns herzlich, bevor sie wieder im Dunst verschwindet. Da kommt auch schon das Fährboot. Sie verladen ihren Hausrat, den
sie für die 3 Monate auf der Insel mitgebracht hatten und winken uns ein letztes Mal zu. Doch wir bleiben nicht ganz alleine zurück, denn eine Robbe schwimmt neugierig um unser Boot herum. Darauf
haben wir lange gewartet, so ein possierliches Tierchen mal längere Zeit und ganz aus der Nähe im glasklaren Wasser beobachten zu können.
Gegen Mittag legen wir ab, kehren dann aber an unsere Boje zurück, denn „um die Ecke“ faucht uns der Wind entgegen und die Wellen hauen uns herum.
Wir starten am 9. September um 9.00 Uhr ein zweites Mal und wollen nun gleich durchfahren bis zum
Cape Code – Canal
das sind voraussichtlich 30 Stunden Fahrt. Wir kämpfen uns schlecht und recht durch die Nacht, es wird eine unserer grässlichsten Nachtfahrten: kalt, regnerisch, 25 kn Wind, hackige Welle … zum Abgewöhnen! Aber wir sind am nächsten Tag genau 12.00 Uhr am Capa Cod – Canal und können mit dem Strom mit 8 kn Fahrt durchrauschen zum bekannten Ankerplatz hinter der kleinen Insel in der Onset Bay, wo gegen 14.00 Uhr der Anker fällt. Jetzt ist nach einem erfrischenden Bad das nachgeholte Frühstück und Ausruhen von den Strapazen angesagt.
Damit liegt unser Abstecher nach Main hinter uns. Besser konnten wir die Zeit bis zum Ende der Hurricane-Saison nicht verbringen, dank Isabelle und Steve (hilfsbereite Freunde in Washington), die uns durch ihre Begeisterung nach Main gelockt haben. Die letzten Wochen gehören zu den Highlights unseres Segler-Lebens.